Auf der Suche nach einem imposanten Entwurf

Der Wettbewerb

Nachdem am 15. März 1889 die Entscheidung für ein Provinzialdenkmal zugunsten der Porta Westfalica und drei Monate später für den höheren der beiden Berge, den bis zu 282 Meter hohen Wittekindsberg gefallen war, initiierte der Provinziallandtag  im Februar 1890 ein zweigeteiltes Preisausschreiben für ein Bauwerk und eine Metall-Statue. Ein halbes Jahr darauf hatte eine vierköpfige Jury ihre Wahl unter 58 Entwürfen von 56 Bewerbern zu treffen. „Nach einer ersten Durchsicht kamen acht in die engere Wahl“, schrieb Marc-Wilhelm Kohfink 1996 im Mindener Tageblatt in seiner Serie zum hundertjährigen Bestehen des Denkmals.

Der erste Preis ging an den Entwurf „Auf hoher Warte“ des Berliner Architekten Bruno Schmitz (1858-1916). Aber er musste ihn sich mit den Dresdner Architekten Fritz Reuter (1861-1942) und Theodor Fischer (1862-1938) teilen, die eine große Terrasse vorgeschlagen hatten, von der Treppen zu einer zweiten Terrasse aufstiegen, auf der ein Reiterstandbild Wilhelms I. vor einem von acht Säulen gebildeten Turm stehen sollte.

Am 19. Oktober 1890 erteilte auch Wilhelm II. dem Schmitz´schen Entwurf seine Zustimmung. Neun Tage darauf genehmigten die westfälischen Abgeordneten den bisherigen Verfahrensablauf. Schon drei Wochen später stand der erste Krach ins Haus: Das Monumental-Bauwerk drohte, zu teuer zu werden. 1,3 Millionen Mark hätten die Pläne verschlungen, lediglich 600.000 Mark standen aber für die Baukosten zur Verfügung. Der Landtag hatte 500.000 Mark bewilligt, Spenden sollten den Rest finanzieren, kamen aber zunächst nur schleppend herein.

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Deshalb sollte der Architekt seine Pläne um ein Drittel kürzen. Unzumutbar, wie Landeskonservator Reinhold Persius (1835-1912) in einem Gutachten befand: „Der Gesamteindruck des Denkmals wirkt dann zu kleinlich und unbefriedigend. Das Denkmal gleicht einem Pavillon und das Kaiserbild selbst wirkt geradezu puppig klein.“

Mit einem überarbeiteten Entwurf, den er am 3. Oktober 1891 vorlegte, hoffte Schmitz, den Kostenrahmen einhalten zu können. Er verlegte das Denkmal um zehn Meter in den Berg zurück und sparte Kosten für das Aufschütten von Erdboden für die Terrasse. Eine einfache Zinnenwehr sollte einen rückwärtigen Hallenumgang ersetzen.

Foto: Kommunalarchiv Minden

Bis zum Spätsommer 1892 wurden 111 Hektar Fläche angekauft. Ende September begannen die Bauarbeiten, in deren Hochzeiten 100 Leute auf der Baustelle beschäftigt waren. Ein Bauarbeiter kam bei einem Unfall ums Leben. Am 18. September 1895 vernichtete ein Feuer das Maschinenhaus und alle darin abgestellten Maschinen, so dass der Weiterbau für eine Weile eingestellt werden musste. Zum Glück griffen die Flammen nicht auf die Holzgerüste am Denkmal selber über.

Auch die Bauphase war durchzogen von Meinungsverschiedenheiten, Änderungen und Kompromissen – nicht immer zum Schlechteren. Manch eine überbordende Gestaltung, zum Beispiel eines Doppelkuppeldachs oder diverse Verzierungen, fielen den Kompromissen zum Opfer. Die daraus resultierende Schlichtheit erwies sich ästhetisch als Gewinn.

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