Eine Wanderung auf dem Kammweg kann kurz oder lang sein. Als Teil des europäischen Fernwanderweges E 11 führt er von der russischen Grenze durch Polen bis Porta und von hier bis Scheveningen an der niederländischen Nordseeküste. Als Wittekindsweg immerhin bis Osnabrück. Zum Glück gibt es gute Etappenziele, die geeignete Wendepunkte markieren oder an denen sich das Einkehren lohnt. Wer den Weg nicht hin- und zurück gehen möchte, muss gut planen: An verschiedenen Orten unterwegs gibt es die Möglichkeit, die Rückfahrt mit einem Linienbus anzutreten. Besonders an den Wochenenden ist der Busverkehr in der ganzen Region aber stark eingeschränkt. Der Kammweg erschließt die meisten Sehenswürdigkeiten auf dem Wittekindsberg. Der Startpunkt ist der Parkplatz am Denkmal – mit Aufstieg dauert der Weg rund 20 Minuten länger.

Die Aussicht vom Moltketurm ist durch viele Bäume in der laubreichen Zeit eingeschränkt. MT-Foto: Hans-Georg Gottfried Dittmann
Der Weg beginnt etwa an der oberen Denkmalplattform, zu der ein gepflasterter Weg führt. Über einen etwas verschüttete Treppe oder den Weg daneben geht es von hier weiter nach oben in den Wald. Ein Telefonmast an der linken Seite ist vorerst das letzte Zeichen der Neuzeit. Nach etwa einem Kilometer steht links der Moltketurm, der 1828 bis 1829 als Aussichtsturm „Wittekindstein“ erbaut wurde. Leider sind die umstehenden Bäume inzwischen so hoch, dass eine Fernsicht kaum mehr möglich ist. Manchmal (je nach Wetterlage) fliegen aber Segelflugzeuge oder Drachenflieger pfeifend recht knapp über den Turm hinweg – ein ungewöhnliches Erlebnis.

Die Wittekindsburg ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. MT-Foto: Jan Henning Rogge
Etwa anderthalb Kilometer und damit etwa eine halbe Stunde vom Denkmal entfernt befindet sich die Wittekindsburg, ein 1896 erbautes Hotel und Ausflugslokal mit Kiosk. Nachdem die abgewirtschaftete Gaststätte vor einigen Jahren schloss ist das Ensemble inzwischen von einem Verein übernommen und in Teilen renoviert worden. Übernachtungen sind derzeit noch nicht möglich. An den Wochenenden ist in der Regel der Kiosk geöffnet, bei optimalen Startbedingungen können Wanderer den Drachenfliegern zuschauen, die hier starten. Unbedingt empfehlenswert ist der freie Blick ins hier noch junge Weserbergland.
Das Gebäude befindet sich im Herzen einer ehemaligen Fliehburg. Funde deuten darauf hin, dass sie bereits in der Eisenzeit genutzt wurde und anschließend unter sächsischer Herrschaft in der Zeit vor 800 n. Chr. erweitert wurde. Reste der Wälle lassen sich oberhalb des Gebäudes nach Westen verlaufend erkennen.

Die Margarethenkapelle ist nur wenige Meter von der Wittekindsburg entfernt. MT-Foto: Alex Lehn
Wenige Meter von der Wittekindsburg entfernt steht die Margarethenkapelle, ein romanischer Sakralbau, der vermutlich aus der Zeit um 992 nach Christus stammt, als hier ein Nonnenkloster gegründet wurde. Etwas oberhalb gelegen sind die durch einen Glaspavillon geschützten Grundmauern der Kreuzkirche zu besichtigen. Die Gebäudeüberreste wurden ab 1996 ausgegraben und sind eine baugeschichtliche Rarität: Nur vier vergleichbare Gebäude aus dem 10. Jahrhundert sind überliefert, nur eines ist erhalten geblieben: Die Heiligkreuz-Kapelle in Trier.

Die Wittekindsquelle ist seit den 30er Jahren nicht mehr in Betrieb. MT-Foto: Alex Lehn
Direkt an der Margarethenkapelle geht es bergab zur Wittekindsquelle, eine im Jahr 1938 nach Gesteinsverschiebung durch Bergbau versiegten Quelle. Den Namen verdankt die Quelle einer Sage, nach der Sachsenfürst Wittekind oder Widukind über den Kamm des Wiehengebirges geritten sei, nachdem er gelobt hatte, den Glauben zu wechseln und sich dem militärisch überlegenen Karl dem Großen zu ergeben, wenn Gott ihm ein Zeichen senden würde. Daraufhin habe sein Pferd plötzlich einen Stein losgescharrt und Quellwasser sei hervorgeschossen. Als Folge dieses Zeichens habe Widukind sich für den Übertritt zum Christentum und die Unterwerfung unter Karl den Großen entschieden – und so die blutigen Sachsenkriege beendet.
Der Kammweg führt allerdings oberhalb an der Quelle vorbei. Etwa zwei Kilometer sind es nun noch bis zur Gaststätte Zum wilden Schmied. Benannt ist die Gaststätte nach einem Einsiedler, der hier ab etwa 1850 lebte. Er arbeitete der Überlieferung nach als Tagelöhner und in seinem ursprünglich erlernten Beruf als Schmied. Im strengen Winter 1881 soll er vor seiner Behausung erfroren aufgefunden worden sein.
Wer hier den Weg abkürzen möchte oder als krönenden Abschluss für den wandernden Nachwuchs den Freizeitpark Potts Park besuchen möchte, biegt etwa 20 Meter vor der Gaststätte nach rechts ab und biegt an der zweiten Kreuzung nach links in die Straße Im Berge ab. Nach knapp anderthalb Kilometer ist der Parkplatz des Freizeitparks erreicht. An der nördlichen Seite des Potts Park befindet sich die gleichnahmige Bushaltestelle, an der die Linien 13 und 447 müde Wanderer nach Minden bringen.
Für alle die, die noch nicht genug haben: Der Weg vom Wilden Schmied bis zur Lutternschen Egge zieht sich weiter über den Kammweg. Das 1930 erbaute Café Restaurant, das Jahrzehnte als Jugendherberge bestand, wird derzeit renoviert und soll als Café mit angrenzendem Hotel weiter betrieben werden. Die genauen Öffnungszeiten stehen noch nicht fest. Zur nächsten Bushaltestelle ist es allerdings noch weiter: Erst an der nächsten Passstraße in Bergkirchen gibt es wieder eine Möglichkeit, per Bus nach Minden oder Bad Oeynhausen zu gelangen. Das kleine Dorf gehört inzwischen zu Bad Oeynhausen und kann seine Geschichte mehr als 1200 Jahre zurückverfolgen: 799 soll hier eine erste Holzkirche geweiht worden sein. Auch heute führt an der Kirche quasi kein Weg vorbei: Sie steht seit 1756 vermutlich an gleicher Stelle wie ihr Vorgängerbau aus Holz. Sie ist leider nur selten zu besichtigen. Auf dem Gelände findet sich eine weitere Wittekindsquelle, der ebenfalls das oben erwähnte „Quellwunder“ zugeschrieben wird. Das Restaurant Wittekindsquelle hat seit Pfingsten 2018 geschlossen.
Ab der Haltestelle Bergkirchen Kirche verkehren samstag- und sonntagnachmittags Busse der Linie 606 nach Bad Oeynhausen. Unter der Woche und bis Samstagmittag fahren Busse der Linie 613 nach Minden und Bad Oeynhausen.